Die Sinnlosigkeit des Denkens

In aller Kürze:
Denken ist toll. Aber sinnlos? Zumindest, wenn man nicht weiß, wie man seinen Denk-Apparat zu bedienen hat.
Christian
aktualisiert: 18.12.2022
erschienen: 05.04.2017
Inhaltsverzeichnis

Mann oh Mann, das wird jetzt ein knackiger Artikel. Ein hartes Stück Arbeit, denn zum einen ist mir bewusst, dass unseren Denkapparat – also unseren Kopf – anzustrengen seine Sinnhaftigkeit hat.

Der Titel und die Sinnlosigkeit beziehen sich nicht auf diese greifbare Ebene. Sondern findet sich eine Ebene höher wieder, praktisch die Begrenztheit des eigenen Denkens aufzeigend, in der sich die Katze in den eigenen Schwanz beißt. Die Schlange sich selbst verschlingt.

Oder der Mensch sein beliebiges Denken durch die seinem Denkgebäude entspringenden Schlussfolgerungen selbst begründet.

Die Schlüssigkeit einer Begründung liegt in der Begrenzung ihrer Bedingung

Bitte?! Was für ein Satz.

Die Schlüssigkeit einer Begründung liegt in der Begrenzung ihrer Bedingung.

Ein ziemlich abgehobener Satz für eine einfache Aussage:

Stelle ich fest, dass gerade ein blaues Auto auf der Straße fährt, impliziert das, dass ich meine Augen benutzt habe.

Damit ist die Begründung, dass das Auto wirklich blau ist, auf die Bedingung begrenzt, die Augen benutzt zu haben.

Puh, geht das noch ein wenig klarer?! Versuchen wir es anders herum: Stell dir vor, du setzt dir die rosarote Brille auf. Ganz sprichwörtlich. Jetzt entdeckst du, dass alle Wolken rosa sind.

Die Schlüssigkeit dieser Begründung, dass die Wolken rosa sind, ist nur wahr, wenn du die rosa Brille trägst. Mit dem Tragen der rosa Brille legst du also einen Rahmen für alle möglichen Dinge fest, die du ab jetzt wahrnehmen kannst.

Sprich: Du begrenzt die Realität. Und alle Schlussfolgerungen lassen dich immer auf die begrenzte Realität zurückkommen. Niemals wirst du darauf kommen, dass Wolken vielleicht weiß oder grau sind. (für Profis, die auch in Unsicherheit leben können: Sind die Wolken eigentlich wirklich weiß oder liegt das nur an der Wahrnehmung unserer Augen?)

Warum ein Mensch nicht aus sich selbst heraus lernen kann

Was jetzt wahrscheinlich klargeworden ist und in diesem Beispiel noch recht einfach ist, beobachte ich doch bei den meisten Menschen. Mir geht es ja auch so. Es ist menschlich.

Wir setzen uns eine Brille auf, durch die wir die Welt sehen und leben so in einer Scheinwelt, die wir uns mit den daraus entstehenden Wahrnehmungen selbst als Realität begründen. Ganz großes Kino.

Der nüchterne, rationale Homo oeconomicus – Erfinder des Egoismus, Primatus catastrophalos, der sich selbst überschätzende Affe, der seine eigene Begrenztheit nicht erkennt, weil er lieber Ungrenzen eingrenzt, um grenzenloses zu begrenzen.

Auf der anderen Seite ist uns das anders gar nicht möglich. Wir müssen uns unsere Scheinwelt schaffen. Oder glaubst du ernsthaft, die Welt sieht so aus, wie du sie wahrnimmst?

Meinst du wirklich, nur weil du es gerademal auf 5 mickrige Sinne gebracht hast, gibt es nichts Anderes? Ach komm, wir sind uns da doch einig: Ansonsten frag mal die nächsten Fledermäuse, was ihnen einfällt, Schall wahrnehmen zu können. Oder schnapp dir einen Vogel und geig ihm die Meinung, was ihm einfällt, das Magnetfeld der Erde spüren zu können. Beides kannst du nicht. Deine 5 Sinne begrenzen die Realität. Schon mal drüber nachgedacht?!

Wenn du das liest, ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht so klein.

Immerhin liest du Texte, wo man das Hirn anstrengen muss. Du besitzt also die Fähigkeit dazu. Und du nutzt sie auch. Beides Sachen, um im Leben aus neuen Erfahrungen bewusst zu lernen. Das lässt sich von der Mehrheit der Menschen nicht behaupten. Die vegetieren in ihrem Unbewusstsein vor sich hin und merken nicht mal, wie es stinkt. Weil sie es nicht anders kennen. Woher auch: Wir bringen unseren Kindern dieses Bewusstsein ja nicht bei – lieber noch ein paar Apps in sie reinstopfen:

Instant-Pizza bei Pixel-Kerzenschein. Natürlich per Smartphone frisch aus dem PlayStore. Doch zurück zum Thema.

Die Begrenzung deiner Realität im Zusammenspiel mit deinem Denken hat eine Folge. Genau wie oben im rosa-Brille-Beispiel beschrieben, lassen sich all deine Schlussfolgerungen auf deine wahrgenommene Realität zurückführen.

Niemals wird dir mit dem rationalen Denken mehr möglich sein. All deine Beweise, dass die Welt so ist, wie sie ist oder warum sie ist, wie sie ist; all das sind Katzen, die sich in den Schwanz beißen. Für andere Menschen, die sich dessen bewusst sind, lässt sich da nur heraushören, an was du in der Welt glaubst.

Denn deine bewusste Wahrnehmung ist gefiltert durch deine Glaubenssätze. Erzählst du also freimütig, das die Welt so schlecht, grau, laut, dreieckig oder was weiß ich was ist, weil Eva Adams Apfel in die Schlange steckte, dann ist dieser normalerweise logisch nachvollziehbare Fakt keine Wahrheit.

Es ist eine logische Aneinanderreihung von Gedanken, gleich einer Kausalbeziehung (Ursache-Wirkungs-Beziehung). Die Gedanken mögen in sich stimmig sein, sind aber durch die vorgeschalteten Filter der Glaubenssätze oder genetischen Beschaffenheit (über welche Sinne kannst du etwas wahrnehmen) beschränkt.

Du denkst also immer in deinen dir vorgegebenen Grenzen.

Nicht umsonst beschäftigen sich Menschen damit, limitierende Glaubenssätze aufzulösen, denn genau die grenzen deinen Rahmen, in dem Denken möglich ist, ein. Wir Menschen sind da richtig gut drin. Andere zu begrenzen.

Bekannte Begrenzungen sind das Christentum und sämtliche Religionen. Schau nur mal hin, was passiert, wenn du einem fanatisch Gläubigen die Richtigkeit seiner Religion infrage stellst. Da kommt der Main-Error im Hirn des Hinterfragten, es werden alle Segel gekappt, „Mission Alert“ ausgerufen, du als Sünder, Ketzer oder Arschloch beschimpft und wenn du Glück hast, war es das schon. Dafür hat man auch mal Menschen gesteinigt.

Weil du außerhalb dieser Grenzen gedacht hast.

Das Framework (also das System an Glaubenssätzen, ganz ähnlich wie in der Programmierung) Religion bietet einem fanatisch Gläubigen Menschen diesen Raum zum Denken einfach nicht und stellt Denken außerhalb des Frameworks unter Strafe. Aber es soll hier gar nicht gegen Religionen gehen.

Ich bin selbst lang genug aktiv in der Kirche gewesen, um zu wissen, dass die Stimmung, die Herzlichkeit unter Menschen, die dort verbreitet wird, ein seltenes Gut in unserer westlichen, zivilisierten Welt ist. Kapitalismus ist auch ein Framework, unser Gesetz ist es auch. Alles hat ein pro und contra – nur der Begrenzungen bewusst solltest du dir sein.

Per se sind wir Zweibeiner auf einem Planeten. Wir könnten uns auch gegenseitig verspeisen, wir müssten auch nicht in dieser Ordnung bzw. diesem System der Welt leben. Alles sind Grenzen, die du bewusst oder unbewusst akzeptierst.

Warum tust du dies? Aus freien Stücken? Droht man dir Gewalt an oder ist das Einhalten mit einer Belohnung verbunden? (Motivation durch Belohnung oder Strafe unterscheiden freien Menschen und Sklaven) Und darfst du überhaupt über solche absurden Dinge nachdenken? Wer legt überhaupt fest, dass das absurd ist, darüber nachzudenken?

Du merkst wahrscheinlich schon, auf was ich hinaus möchte. Spreng einfach mal die Grenzen.

Fragen eignen sich dafür wunderbar. Und nimm deine Gedanken nicht zu ernst. Das sind auch nur ein paar Elektronenhuster in einem Haufen nichts – der unendlichen Leere (zumindest nach unserem derzeitigen Verständnis) des Universums. Ja, welch melancholische Worte zum Schluss. Tut mir leid. Aber wer sagt, dass ein Artikel immer mit Jubel-Trubel-Heiterkeit enden muss?

PS aus 2022: Mein lieber Christian, dass es tatsächlich eine unendliche Leere gibt - da bin ich mir nicht mehr sicher. Zumindest hat mich dein Leben und all die vor allem subtilen Fähigkeiten geleert, dass wir alle verbunden miteinander sind. Und diese Vorstellung ist doch viel angenehmer als irgendeine Leere, die nur Angst verbreitet 🙂

Das könnte dir auch gefallen

Mut, Ansporn und positive Worte gefällig?

Jeden Monat sende ich eine Mail, die ein Ziel hat: dir positiven Zuspruch zu geben.

Diese Inhalte findest du nur dort.
Videos
Artikel
positive Worte
Newsletter Optin-Blog Single (#24)